ERNÄHRUNG


TierSchG §17 (Österreich)

(1): Art, Beschaffenheit, Qualität und Menge des Futters müssen der Tierart, dem Alter und dem Bedarf der Tiere entsprechen. Das Futter muss so beschaffen und zusammen gesetzt sein, dass die Tiere ihr arteigenes, mit dem Fressen verbundenes Beschäftigungsbedürfnis befriedigen können.

(2), sinngemäß: Die Bedürfnisse der Tiere in Bezug auf das Nahrungsaufnahmeverhalten müssen berücksichtigt werden. 


"Obwohl die verschiedenen gezüchteten Kaninchenrassen äußerlich kaum noch an ihre wilden Verwandten erinnern, funktionieren grundlegende Verdauungsvorgänge exakt wie beim Wildkaninchen. Kaninchen sind Blattfresser (Herbivore; herba = Kraut) und ernähren sich selbstständig ausgewogen, wenn sie die Möglichkeit der Futtermittelauswahl bekommen. Dabei passen sie ihr Fressverhalten an die Nährstoffkonzentration im Futter an und wählen bevorzugt jene Nahrungsbestandteile aus, die den höchsten Gehalt an Nährstoffen, Vitaminen oder auch sekundären Pflanzenstoffen aufweisen, demnach reich an Zellinhaltsstoffen und arm an Zellwandbestandteilen sind. Diese Nahrungsbestandteile sind überwiegend in den krautigen Teilen einer Pflanze enthalten, d.h. in den oberirdischen Pflanzenteilen ohne verholzte Stängel" (aus: Rühle 2017).

Zellwandbestandteile werden im Allgemeinen als "Rohfaser" bezeichnet. Diese setzt sich im Wesentlichen aus den teilweise verdaulichen Struktur-Kohlenhydraten Cellulose und Hemicellulose sowie dem unverdaulichen Polymer Lignin zusammen. Zum Erhalt einer gesunden Darmflora sind ein angemessener Gehalt sowie eine bestimmte Qualität der Rohfaser essentiell. 

Aufgrund schwacher Darmperistaltik (Eigenbewegung des Darms) erfolgt der Weitertransport der Nahrung durch den Verdauungstrakt beim Kaninchen vorrangig durch Nachschub neuer Nahrung. Unterstützt wird dieser Vorgang durch ein großes Volumen der Nahrung. Mit seinem hohen Wassergehalt sowie seiner speziellen Rohfasermenge und -zusammensetzung entspricht natürliches Futter dieser Anforderung und fördert damit wiederum eine gesunde Darmflora. Denn eine kurze Verweildauer der Nahrung im Verdauungstrakt verhindert, dass sich Krankheitskeime festsetzen und vermehren.

In arttypischer, frischer Nahrung liegen Nähr- und Wirkstoffe in einem natürlichen Verbund und überwiegend gelöst vor. Somit können sie leicht vom Körper aufgenommen, verwertet und bei einem Überschuss auch wieder ausgeschieden werden. So enthält die natürliche Nahrung von Kaninchen z.B. sehr viel Calcium; der Kaninchenkörper ist darauf angewiesen, große Mengen dieses Minerals aufzunehmen und umzusetzen (siehe Zahngesundheit). 

Gräser und Kräuter enthalten besonders viel der essentiellen, entzündungshemmenden Linolensäure (omega-3-Fettsäure) sowie bestimmter Vitamine oder Aminosäuren, welche entscheidend zur Gesunderhaltung der Kaninchen beitragen. So können Vitamin C oder Methionin und Cystin (M+C) eine Ansäuerung des ansonsten basischen Urins fördern und damit ein Ausfällen von Calcium im Körper verhindern (aus: Rühle 2017 "Vitamin C - ohne Bedeutung für Kaninchen?"). Weiters haben M+C Bedeutung für das Körper- und Haarwachstum, den Schutz der Leber oder die Biosynthese immunmodulierender oder entzündungshemmender Stoffe.

"In der Zeit des Wachstums und der Entwicklung des Immunsystems benötigen Kaninchen Vitaminmengen, die über den üblichen Erhaltungsbedarf hinausgehen" (aus: Rühle 2019/47)

"Im Winter passen Wildkaninchen ihre Nahrung an die verringerte Verfügbarkeit und Qualität von Kräutern und Gräsern an. Sie weichen zunehmend auf bodennahe Pflanzenteile und Wurzeln sowie Knospen oder Rinden aus, um ihren Bedarf zu decken" (aus: Rühle 2017).


Die richtige Ernährung von Hauskaninchen ist so naturnah wie möglich. Hauptnahrung sollte demnach Wiese sein - mit einer großen Vielfalt an Gräsern, Wildblumen und Kräutern.


Referenzen

Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen zum Thema Ernährung entstammen im Wesentlichen den folgenden Quellen*:  

*: Ein Verzeichnis der verwendeten Primärquellen wird sowohl im Buch als auch auf der Website zur Verfügung gestellt.

Für tiefergehende (und vor allem: verlässliche) Informationen über die Ernährung von Hauskaninchen seien die Veröffentlichungen des Autors A. Rühle wärmstens empfohlen.


Sonstige Buchempfehlungen

  • KOSMOS Naturführer, z.B. Kosmos 2020, Welche essbare Wildpflanze ist das?, ISBN: 978-3-440-16445-7 
  • R. und F. Lüder 2020, Doldenblütler von Pastinakengemüse bis Schierlingsbecher, ISBN: 978-3-9814612-5-1
  • W. Palme 2016, Frisches Gemüse im Winter ernten, ISBN: 978-3-7066-2592-0
  • L. Merten und M. Ahluwalia 2022, Plant. BASED., ISBN: 978-3-517-10081-4 - Wohlbefinden durch individuelle, pflanzenbasierte, flexitarische Ernährung

Nährstoffe im Überblick

Makronährstoffe

Kohlenhydrate

  • Einfache und komplexe Kohlenhydrate

Fette

  • Gesättigte und ungesättigte Fettsäuren

Proteine

  • Aminosäuren
  • Enzyme, Immunglobuline, Hormone

Mikronährstoffe

  • Vitamine (wasser- oder fettlöslich)
  • Mineralstoffe (Mengen- und Spurenelemente)
  • Sekundäre Pflanzenstoffe


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